Die Liquidsteuer kommt!

Alles was du zur geplanten Liquidsteuer wissen musst

Lesezeit: ca. 4m
Author: Michael Franek

Am 01.07.2022 ist es soweit - die gefürchtete Liquidsteuer wird eingeführt. Was bedeutet das für Dampfer? Mit welchen Kosten muss gerechnet werden und was kann man gegen die Steuer tun? Wir gehen dem Ganzen auf den Grund und möchten Licht ins Dunkel bringen und eure Fragen beantworten.

Wo kommt die Steuer auf einmal her?

2021, also letztes Jahr, haben Fachausschüsse des Deutschen Bundestages die Reform der Tabakbesteuerung (TabStMoG) mit einer Mehrheit der großen Koalition beschlossen. Per Gesetz wurde dem Dampfen damit eine im Vergleich zur Tabakzigarette unverhältnismäßig hohe Steuer aufgelastet. Die Bundesregierung ist damit dem Entwurf des Finanzministeriums gefolgt welches unter Olaf Scholz mit hohen Einnahmen gerechnet hat - und das, obwohl 2022 eine einheitliche Mindeststeuer für 2022 innerhalb der EU geplant ist!

Nachdem anfangs noch von einer Steuer in Höhe von 0,02 €/ml die Rede war welche bis 2024 auf 4 Cent erhöht werden sollte, kam es letztenendes ganz anders. Fakt ist, dass wir ab 01.07.2022 eine Steuerhöhe von 0,16 €/ml bekommen. Diese wird dann Schrittweise bis 2026 auf 0,32 €/ml erhöht.

Welche Artikel sind von der Steuer betroffen?

Kurz gesagt: Alle Flüssigkeiten die zur Verwendung in e-Zigaretten bestimmt sind. Das heißt Aromen, Longfills, Basen, Nikotinshots, Fertigliquids. Und zwar unabhängig davon ob die Flüssigkeiten Nikotin enthalten oder nicht. War ursprünglich eine Steuer nur für nikotinhaltige Produkte vorgesehen, wurde diese auf alle Flüssigkeiten ausgeweitet.

Wie wird die Liquidsteuer berechnet?

Liquidsteuer Grafik Die Liquidsteuer wird zunächst auf den Nettopreis aufgeschlagen. Darauf kommt dann noch die MwSt.
Beispiel: Ein Liquid kostet derzeit 5,95 € brutto. Das sind genau 5,00 € netto. Darauf kommt ab 01.07.2022 dann 16 Cent/ml Liquidsteuer. Das sind 1,60 €. Dies ergibt zusammen dann 6,60 €. Darauf wird noch die Mehrwertsteuer mit 19% gerechnet womit wir am Ende auf 7,85 € kommen. Das ist eine Preissteigerung von ca. 32 %.

Man muss dazu sagen, dass nicht nur die genannten 10ml Liquids betroffen sind - sondern beispielsweise auch nikotinfreie Basen welche üblicherweise häufig im Litergebinde gekauft werden. Kosten 1000ml Basis derzeit 11,50 € brutto, sind es nach Einführung der Steuer am 01.07.2022 satte 201,90 €. Ab dem 01.01.2026 - dem Zeitpunkt ab dem die Liquidsteuer mit 0,32 €/ml den Höhepunkt erreicht, sind es statt 11,50 € sogar unglaubliche 392,30 €. Das ist eine Preissteigerung von knapp 3.400 %!

Kann ich die Steuer umgehen indem ich selber mische?

Da die Steuer auch auf alle Rohstoffe welche zum selbermischen verwendet werden können angewandt wird, leider nicht. Auch wenn Propylenglykol und Glyzerin in alternativen Shops ohne Steuer gekauft werden kann, stellt die Verwendung in der e-Zigarette dann eine Steuerhinterziehung dar. Sobald Flüssigkeiten zum Dampfen verwendet werden ergibt sich daraus eine Steuerpflicht.

Was du tun kannst!

Zunächst einmal heißt es Ruhe bewahren. Es wird eine Übergangsfrist geben. Händler werden die Möglichkeit haben bis 30.06.2022 Basen, Shots , Liquids, etc. unversteuert auf Lager zu nehmen. Diese Produkte dürfen dann bis Februar 2023 abverkauft werden. Somit hast du noch etwas Zeit dir deine Artikel ohne Steuer zu sichern. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Händler von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werden um ihre Kunden möglichst lange kostengünstig zu versorgen. Natürlich werden die Vorräte nicht ewig reichen - nach und nach werden ab 01.07.2022 unversteuerte Produkte aus den Shops verschwinden und den versteuerten weichen.

"Dann kann ich ja wieder mit dem Rauchen anfangen..."

Diesen Satz haben wir in letzter Zeit öfter gehört. Wenn man aber die Fakten ansieht ist das nicht richtig. Zum einen ist einer der Vorteile der e-Zigarette unbezahlbar: sie ist nachgewiesenermaßen deutlich weniger gesundheitsschädlich als Tabakzigaretten! Zum zweiten bleibt das Dampfen trotz der Steuer immer noch günstiger als Rauchen. Die Steuer auf Tabakzigaretten wird ebenfalls weiter erhöhte. Bei einem Verbrauch von einem Liquid am Tag macht das bei 7,85 €/Liquid immernoch deutlich weniger, als vergleichweise zwei Schachteln Zigaretten die mit mindestens dem doppelten Preis zu Buche schlagen.

Eine Ära neigt sich dem Ende...

Wir alle wissen, dass Dampfen bis 2016 kaum einer Restriktion unterlegen hat. Spätestens seit der Tabakproduktrichtlinie welche 2016 in Kraft getreten ist haben sich die Zeiten geändert. Die e-Zigarette ist immer mehr in den öffentlichen Fokus geraten. Wir wissen alle, wie Medien und Lobbyisten dazu beigetragen haben sie oftmals auch in negativem Licht dastehen zu lassen. Freuen wir uns darüber, dass wir viele Jahre so günstig und unkompliziert eine vergleichweise weniger schädliche Alternative zum Rauchen bekommen haben. Mit Einführung der Steuer bleibt dieser gesundheitliche Aspekt bestehen. Die e-Zigarette ist erwachsen geworden - so erwachsen, dass auch die Regierung gemerkt hat, dass hier etwas zu holen ist. Der Markt wird sich weiter bereinigen. Wir vermuten, dass bei der Auswahl an Aromen und Shops doch der ein oder andere verschwinden wird. Zu groß sind für einige die Kosten der Umstellung. Aber all das bleibt abzuwarten und wir sind gespannt, wo die Reise hin geht.

Quellenangaben

Finanzausschuss Expertenanhörung vom 17.05.2021
Zustimmung Bundestag vom 11.06.2021
Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 53 3411 vom 17.07.2021

Artikel-Tags: e-zigarette news steuer gesetz

Über den Autor

Michael Franek

2012 habe ich mit dem Dampfen angefangen. Zusammen mit Tobias gehöre ich zum Start-Team der liquid-schmiede. In den letzten Jahren konnte ich im Bereich der e-Zigarette viele Erfahrungen sammeln und hatte bisher unzählige Geräte in der Hand. Auch beim Thema Liquid konnte ich einige Erfahrungen sammeln. Die ersten zigtausend individuellen Mischungen für Dampfer gingen durch meine Hände. Die e-Zigarette ist für mich die gesundheitliche Chance des 21. Jahrhunderts!