10 Jahre liquid-schmiede - ein Appell an alle Dampfer

Dem Dampfermarkt stehen stürmische Zeiten bevor

Lesezeit: ca. 7m
Author: Michael Franek

Seit mittlerweile 10 Jahren sind wir im Dampfermarkt unterwegs. 2012 haben wir uns dazu entschlossen die liquid-schmiede zu gründen. Damals war der Markt im Prinzip eine Art wilder Westen. Es gab keine Regeln - derjenige mit dem stärkeren Konzept oder dem günstigsten Preis hat gewonnen. Regelungen zur Herstellung gab es an sich nicht. Nicht einmal vermeintlich zuständige Behören konnten einem genau sagen was zu tun ist. Damals bestand der Markt aus vielen kleinen Händlern die alle irgendwo dasselbe Sortiment hatten. Wirkliche "Big Player" suchte man damals noch vergebens.

Wir machen's anders!

Da uns selbst die Auswahl am Markt nicht zugesagt hatte und wir selbst damals jedes Liquid irgendwie versucht hatten für uns selbst aufzupeppen, war die liquid-schmiede geboren. Wir boten Dampfern die Möglichkeit mit wenigen Klicks ihr eigenes Liquid zu kreieren. Erdbeer mit Vanille? Wir haben es auf Bestellung gemischt. Von Anfang an konnten wir Kunden von dem Konzept überzeugen. Als wir dann Philgood noch an Boot geholt hatten und mit ihm die Liquidhimmel Liquids auf den Markt brachten wurden wir rasant bekannt.

Es war wie im Märchen!

Unser erster liquid-schmiede Shop Zugegeben war es eine grandiose Zeit. Jeden Tag gab es mehr Bestellungen. Innerhalb eines Jahres zogen wir zweimal um da die Räumlichkeiten immer sehr schnell viel zu klein wurden. Ständig haben wir gebastelt, gebaut, experimentiert um die Produktion zu beschleunigen und die Qualität noch besser gewährleisten zu können. So kamen schnell die ersten Mitarbeiter und auch wurden die Lagerkapazitäten stetig erweitert. Unser DHL Mann kam jeden Tag ins Schwitzen aufgrund der großen Paketmengen. Eine Steigerung der Bestellungen von 5-10% jeden Monat war für uns unglaublich. So hatten wir zu unserer Blüte um 2016 herum mehr als 20 Mitarbeiter in Lohn und Brot. Schon immer legten wir hierbei Wert auf ein familiäres Verhältnis zu unseren Angestellten. Sind sie doch unser größter Schatz da sie dafür sorgten, dass unsere Kunden glücklich waren. Eine der ersten Mitarbeiterinnen, Marianna, ist auch heute noch bei uns tätig und gehört mittlerweile fest zum Inventar.

Wer hoch fliegt kann auch tief fallen...

Es waren einige schöne Jahre die uns ehrlich gesagt ziemlich überrumpelt haben. Doch wer hoch fliegt kann auch tief fallen. Ende 2016 wurde die Tabakproduktrichtlinie in geltendes Gesetz umgewandelt. Haben wir vor der Richtlinie noch fertige Liquids in 10, 20 und 50ml Gebinden angeboten, konnten wir danach fertiges Liquid nur noch im 10ml Gebinde produzieren. Da jetzt aber jedes nikotinhaltige Produkt sechs Monate vor Verkauf registriert werden musste, konnten wir die individuelle Produktion nur aufrecht erhalten indem wir Basis und Aroma getrennt haben.

Da unsere Kunden immer den Service und die Einfachheit geliebt haben, hat es etwas gedauert bis sie sich mit dem neuen Konzept anfreunden konnten. Damals hat sich unser monatlicher Umsatz von einen auf den anderen Monat um 80% reduziert. Das war für uns alle ein Schock. Wie wir mittlerweile aber von befreundeten Händlern wissen ging es nicht nur uns so. Damals hatten wirklich einige zu knabbern und der Markt wurde zum ersten mal komplett auf den Kopf gestellt. In den folgenden Jahren folgte dann die sogenannte EVALI Krise in den USA - Menschen starben da sie illegale Liquids mit THC und Vitamin E Acetat konsumierten. Die Presse hatte damit ein gefundenes Fressen um gegen die e-Zigarette zu wettern. Viele waren verunsichert - aber wem war das schon zu verdenken? Die schiere Informationsflut konnte kaum einer ordentlich zuordnen.

MXD Liquid

Nachdem einige Monate ins Land zogen haben wir unsere 2017 ins Leben gerufenen MXD Liquids auf den Markt gebracht. Im Prinzip war das eine Mischung an individuelle Longfills und Shortfills die zu Hause dann mit Nikotinshots fertig gemacht werden mussten. Das ging ganz einfach: Flasche auf, Shot bis zur Oberkante rein, fertig ist das Liquid in gewünschter Nikotinstärke. Damit konnten wir uns stabilisieren und wieder am Markt bestehen. Es ging plötzlich wieder aufwärts.

Dann kam der Januar 2021 / Werbeverbot und Angleichungen

Der MXD Liquid Shop Januar 2021 wurde dann ein Werbeverbot beschlossen. Auf Social Media Kanälen durfte nicht mehr für e-Zigaretten Produkte geworben werden. Für uns am dramatischsten war jedoch, dass nikotinfreie und nikotinhaltige Produkte ab diesem Moment gleichgestellt wurde. Das bedeutete, dass wir keine individuellen Aromenmischungen mehr anbieten konnten. Unser Alleinstellungsmerkmal mussten wir somit im Januar 2021 begraben. Wir haben uns daraufhin darauf spezialisiert unseren Kunden ausgewählte Longfills und e-Zigaretten Hardware anzubieten. Ist es doch oft so, dass viele Shops immer das Neueste aufnehmen und am Ende keiner mehr weiß, was denn eigentlich von den zig hundert Aromen schmeckt. Zehn verschiedene Erdbeeren, zig Melonensorten... Da wollten wir nicht mitmachen. Wir haben uns entschlossen nur Produkte aufzunehmen von denen wir wirklich überzeugt sind. Wir haben daher zwar kein Sortiment wie Mitbewerber - allerdings sind wir dafür näher am Dampfer. Wir wissen was unsere Kunden mögen und konzentrieren uns darauf statt den Produzenten ständig neue Artikel abzunehmen die meist nur eine Kopie oder leichte Änderungen bereits bestehender Produkte nur in neuem Gewand sind.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Ganz oben auf der Liste unserer Motivation stehen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Sind wir alle ehrlich - in den ersten Jahren der e-Zigarette konnte es garnicht genug dampfen. Allerdings waren große Dampfwolken damals hauptsächlich Dampfern vorbehalten die sich mit dem Selbstwickeln außeinandersetzten. Es gab im SubOhm Bereich kaum gute Verdampfer. Die Geräte für den Normalo waren klein und handlich. In den letzten Jahren kam dann der Trend auch dem normalen Menschen möglichst große und stark dampfende Geräte anzupreisen. Was ist da der Hintergrund? Unserer Meinung musste dem Kunden ein höherer Liquidverbrauch aufgedrückt werden. Durch die Longfills wurde Dampfen im Vergleich zu früher als ein 10ml Liquid noch 5,99 € kostete deutlich günstiger. Die Margen sind gesunken und damit die Abnahmemengen weiterhin stimmen musste der Verbrauch steigen. Des Weiteren wurde versucht die Sucht nach ständig neuen Geräten zu befriedigen. Aus der Sicht der Händler war es so, dass man sich heute ein neu erschienenes Gerät auf Lager legte. Natürlich mit Ersatzteilen und Ersatz-Coils. Manche Geräte schafften es dann mehrere Monate oder ein Jahr auf dem Markt zu bleiben. Andere verschwanden nach zwei-drei Monaten. So hatten Dampfer das Problem, dass sie teilweise keine Ersatzteile mehr bekamen. Sind wir doch mal ehrlich: einem normalen Dampfer reicht ein gutes Gerät. Wir selbst merken es an uns. Wir brauchen nicht alle zwei Monate einen tollen neuen Verdampfer. Es ist uns schlicht egal ob das Display größer wird. Ich selbst dampfe aktuell eine Caliburn AK2 und bin vollumfänglich zufrieden. Das Gerät tut, was es tun soll. Es dampft und schmeckt. Wir sind uns sicher vielen Dampfern geht es genauso. Das alles hat dazu beigetragen, dass der Markt mittlerweile für den normalen Dampfer bzw. den am Umsteigen von der Tabakzigarette zur e-Zigarette Interessierten ziemlich unübersichtlich geworden ist. Und jetzt steht auch noch die Liquidsteuer im Raum!

Unser Appell an euch

Wir haben uns viele Gedanken gemacht über das, wie es jetzt weiter gehen wird. Die nächsten Monate und Jahre werden aus unserer Sicht heraus ein ziemlicher Knackpunkt in der Geschichte der e-Zigarette. Wollen wir, dass es am Ende nur noch eine handvoll "große" gibt die den Markt bestimmen? Oder wollen wir gemeinsam versuchen die Vielfalt zu erhalten? Muss es immer das günstigste und neueste sein? Oder sollte man vielleicht doch mal wieder bei seinem Laden ums Eck vorbeischauen der einen gerade am Anfang immer unterstützt und beraten hat. Macht es Sinn, ständig dem günstigsten Nikotinshot oder der billigsten Bunker-Base nachzulaufen oder sollte man seinen Shop mit dem man jahrelang zufrieden ist unterstützen? Das gilt übrigens unserer Meinung nach für jeden Bereich - nicht nur den Dampfermarkt. Wir erleben mit Corona, Ukraine und eben unseren Dampfer-Problemchen aktuell turbulente Zeiten in denen wir appellieren zusammen zu halten. Wir wissen von einigen Händlern, dass sie um ihre Existenz bangen. Es stehen mit der Liquidsteuer zigtausend Jobs auf dem Spiel. Lasst uns diese Zeiten gemeinsam überwinden. Wir möchten auch in den nächsten Jahren weiterhin für euch da sein. Wir legen weiterhin Wert auf guten Service, ausgesuchte Produkte und werden weiterhin die Wegwerfmentalität mit ständig neuen Produkten nicht unterstützen. Bei uns werdet ihr auch keine sogenannten Disopsables finden. Wir finden es verwerflich einerseits ständig von Umwelt- und Naturschutz zu sprechen und andererseits mittlerweile an jedem Kiosk kleine Einwegbatterien mit ein bisschen Liquid zu finden die danach aufgrund ihrer Konstruktion kaum recycelt werden können. Wir für unseren Teil freuen uns über alle Kunden die uns seit Jahren die Treue halten und mit uns gemeinsam durch so manches Tal gegangen sind. Denn letztenendes sind wir alle eine große Dampferfamilie. Stay Strong. Vape On!

Artikel-Tags: dampfer appell zukunft

Über den Autor

Michael Franek

2012 habe ich mit dem Dampfen angefangen. Zusammen mit Tobias gehöre ich zum Start-Team der liquid-schmiede. In den letzten Jahren konnte ich im Bereich der e-Zigarette viele Erfahrungen sammeln und hatte bisher unzählige Geräte in der Hand. Auch beim Thema Liquid konnte ich einige Erfahrungen sammeln. Die ersten zigtausend individuellen Mischungen für Dampfer gingen durch meine Hände. Die e-Zigarette ist für mich die gesundheitliche Chance des 21. Jahrhunderts!